Tim und Gaby bgrüßten Ihren Freund. Karl, der auch Mainframe genannt wurde, war lang und dünn und wenn ihn etwas aufregte, putzte er sofort die Gläser seiner Ray-Ban-Sonnenbrille. Er studierte im dritten Semester Informatik, Physik und Mathematik und erzielte nur Bestnoten, ausser in Mathematik, wo Tim ihm haushoch überlegen war. Er war Leiter des Computerclubs, der Internet-AG und jobbte als studentische Hilfskraft im Rechenzentrum, in der mathematischen Fakultät und als Laborassistent.
Er humpelte leicht. Letzte Woche hatte Tim Karl und Gaby dabei erwischt, wie sie dicht beieinander standen und Händchen hielten. Daraufhin hatte Tim Karl zuerst die Brille abgenommen und den halbblind umherirrenden Karl nach allen Regeln der Kunst zusammengeschlagen, bevor Gaby ihn stoppte. Eigentlich verabscheute Tim Gewalt, aber bei Gaby verstand er keinen Spass. Karl hatte lediglich versucht, Gaby einen Splitter aus dem Finger zu ziehen. Wie es unter echten Feunden üblich ist, hatte Tim sich mit "Tschuldigung, kann ja mal vorkommen. Bist aber selbst schuld, wenn Du meiner Freundin zu nah kommst, auch wenn Deine Absichten ehrbar waren" entschuldigt. Karl nahm ihm das nicht übel: "War ja echt meine Schuld, ich hätte auf Dich warten sollen". Danach hatte Tim sogar einen Notarztwagen gerufen, denn mit Splittern im Finger ist nicht zu spassen. Auch Karl wurde versorgt, Tim lieh ihm sein Rennrad, damit Karl zur Notaufnahme fahren konnte. Damit war die Sache für Karl endgültig vergessen.
Er parkte sein Fahrrad neben Tims Rennmaschine im Hausflur unter dem Schild "Fahrräder abstellen verboten außer für Tim Carsten und seine Freunde". Dieses Privileg(Vorrecht) hatte Tim erworben, als er den mit Haschisch dealenden Sohn von Hausmeister Anschwärz dingfest gemacht hatte. Anschwärz junior wurde nach seinem Krankenhausaufenthalt zu 300 Jahren Einzelhaft verurteilt, denn Unrecht tut selten gut. Die dreiste Behauptung, die zwei Gramm Cannabis seien lediglich für den Eigenbedarf gewesen und Tim habe den bekifft in seine Bude hockenden Anschwärz ohne Vorwarnung zusammengeschlagen, hatte dabei strafverschärfend gewirkt. Tim hatte lediglich moderate Gewalt angewandt, als Anschwärz es gewagt hatte, ihm in die Augen zu blicken. Zwar verabscheute Tim Gewalt, aber bei einer solchen Provokation von drogensüchtigem Abschaum konnte sich niemand beherrschen. Der Fall hatte Aufsehen erregt, denn der ursprüglich mit dem Fall beauftragte Richter Fährplei, der Tim wegen seiner liberalen Ansichten schon lange ein Dorn im Auge war, wurde auf Tims Anraten hin durch den zuverlässigen Richter Knastbringer ersetzt. Anschwärz senior hatte Tim mit Tränen in den Augen dafür gedankt, dass er seinen Sohn auf den rechten Weg gebracht hatte und zum Dank hatte er das Schild angebracht.
Just in diesem Moment kam eine ältere Frau vorbei.
Tim kannte sie, es war Frau Keifke aus dem Parterre(Erdgeschoss). Mit ihr gab es immer Ärger, seitdem Kloß versehentlich Herrn Keifke überfahren und ihm einen komplizierten Splitterbruch und einen mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt beschert hatte. Kloß war damals mit seinem Bike ins Treppenhaus gefahren, hatte die Kontrolle verloren und war in Keifkes Wohnungstür gecrasht, gerade in dem Moment, in dem Herr Keifke gerade seine Wohnung verlassen wollte. Obwohl Kloß Herrn Keifke ein Stück Schokolade angeboten hatte, war Herr Keifke ziemlich sauer gewesen und hatte Kloß als unverantwortlichen Rüpel beschimpft, worauf Tim ihm auch noch das andere Bein gebrochen hatte, "aus Symmetriegründen", wie Karl anmerkte. Und dann hatte Herr Keifke sich auch noch geweigert, sich bei Kloß zu entschuldigen und ihm eine angemessene Entschädigung zu zahlen. Und jetzt kam neuer Ärger auf Tim zu. Frau Keifke, beladen mit Einkaufstaschen, sprach ihn an: "Junger Mann, würden Sie bitte ihr Fahrrad aus dem Weg räumen? Es versperrt den Weg." So eine Dreistigkeit! "Mensch Omi, ganz easy! Zwischen meinem ökologisch korrekten Gefährt und der Wand sind mindestens 40 Zentimeter Platz. Vielleicht sollten Sie nicht immer soviel Plunder kaufen und weniger essen, dann würden Sie auch da durchpassen."
Frau Keifkes Züge verhärteten sich: "Junger Mann, Ihre Fahhräder versperren den Flur, bei einem Feuer ist das Gebäude eine Todesfalle! Nicht genug, dass Sie und Ihr beleibter Freund meinen Erwin ins Krankenhaus gebracht haben…" "Was war das, Omi? Beleibt? Sie haben meinen Freund beleidigt, so was kann ich nicht durchgehen lassen. Es wäre besser für Sie, wenn Sie sich schleunigst in Ihre Wohnung verpfeifen würden!" Frau Keifke erblasste und hastete zu der vergilbten Wohnungstür. "Sie sind ja gemeingefährlich, ich werde die Polizei rufen!" rief sie. "Na dann viel Spass", sagte Tim, "wir haben nämlich gute Beziehungen zur Polizei, mal sehen, wem die Herren mehr Glauben schenken werden!". Frau Keifke wurde noch blasser und schlug die Tür zu. "Gut gemacht mein Geliebter" sagte Gaby. "Das kann ja wohl nicht sein, dass hässliche, frustrierte Frauen Ende sechzig drei junge, intelligente Menschen bedrohen" "Richtig Pfote. Jetzt lasst uns endlich hochgehen, bevor Willy was kaputt macht." Lachend gingen die drei nach oben.