Kloß saß am Küchentisch und verzehrte sein Frühstück: Schokloade und Kakao. "Hallo Karl, Hallo Pfote", murmelte er. Tim machte einen Öko-Salat, dessen Ingredenzien(Zutaten) er im Dachgarten der Wohnung angebaut hatte, Karl und Gaby gingen ihm zur Hand, während Kloß sich endlich zum Duschen durchringen konnte. Er hatte Tim versprochen, sich mindestens einmal pro Woche zu waschen und war schon überfällig.
Als er zurück kam, war der Salat angerichtet. "Aaah, leckerer Salat", meinte Kloß, "nur eine Zutat fehlt." "Was denn?", fragte Gaby. In diesem Moment klingelte es. Kloß watschelte zur Tür und drückte den Summer, woraufhin Gaby die Augen verdrehte: "Wie kann man bloß so faul sein?" Ein Mann kam mit einem Karton die Treppe herauf, übergab ihn an Kloß und verabschiedete sich. Freudestrahlend kam Kloß zurück in die Küche und öffnete den Karton, der eine Riesenpizza enthielt.
Gaby verdrehte die Augen, Karl machte Geräusche, als ob er sich übergeben müsste. "Mensch Willy", sagte Tim, "muss das denn sein? Wieso nimmst Du nicht einfach ab, treibst Sport und wirst so schön und attraktiv wie ich?" "Ganz locker, Häuptling", entgegnete Kloß, "natürlich wird die Italo-Torte geteilt. Pfote, gib doch mal den Pizzaschneider." Gaby, die als Frau für solche Arbeiten besonders gut geeignet war, schnitt die Pizza in vier Teile und teilte aus. Einträchtig verputzten die vier Freunde die Pizza und den Salat, wobei auch Oskar, der Cocker-Spaniel, nicht zu kurz kam. Nach dem Essen wuschen Tim, Karl und Gaby ab, während Kloß schnaufend in sein Zimer ging, um noch Schokolade zu holen. "Das kann doch wohl nicht wahr sein", sagte Tim. "Jetzt lässt er uns hier mit dem ganzen Geschirr alleine sitzen, dabei hat er am meisten dreckig gemacht." "Lass ihn doch, Chef" meinte Karl. "Hast Recht, bringt eh nichts" stimmte Tim zu. "Also Pfote, was ist los?"
Gaby pustete sich die Haare aus der Stirn und legte los: "Ihr kennt doch meine Tante Gerda?" "Ja klar", warf Kloß ein, der plötzlich wieder im Zimmer stand, "die hat doch letztes Jahr dieses tolle Spanferkel gemacht. Mjam, Spanferkel, das schmeckt mir fast so gut wie Schokolade. Mensch, ich hab die Schokolade vergessen" Er lief aus dem Zimmer, Gaby verdrehte die Augen. "Stimmt, ich erinnere mich" sagte Karl.
"Gerda Glockner, erste Vorsitzende des Tierschutzbundes. Derzeit 47 Jahre alt, unverheiratet. Wohnt in der Gutmenschsallee 7 im Menschenfreundviertel, befindet sich derzeit bei Doktor Heilemach in Behandlung wegen…" "Mensch Mainframe, woher weisst Du das denn alles?" wunderte sich Gaby. "Tja", entgegnete Karl, "ich habe doch für meine Studienarbeit von Deinem Vater das Passwort zum Zentralrechner unserer Stadt erhalten. Und er hat nie verlangt, dass ich es wieder zurückgebe. Und da habe ich mich eben über unsere Mitbürger informiert." "Klasse Karl", meinte Tim, "Datenschutz ist zwar eine ernsthafte Angelegenheit, aber im Kampf gegen das Böse darf der Datenschutz nicht im Wege stehen". "Ja, das ist hochinteressant. Wusstest Du eigentlich, dass Kommissar Glockner in diesem Jahr siebenundreißig Strafanzeigen wegen Nötigung, Sachbeschädigung, Raubüberfall, Körperverletzung, Volksverhetzung, Einbruch, Amtsanmaßung und unsäglicher Klugscheißerei gegen Dich abschmettern musste?" "Ja Karl, aber das sind nur juristische Formalitäten gewesen, diese sogenannten Straftaten musste ich im Kampf gegen das Unrecht begehen. Leider ist es in unserem Staat ja immer noch möglich, dass Verbrecher sich auf ihre Bürgerrechte berufen und unbescholtene Bürger anziegen können. Aber zurück zu Gerda. Was ist mit ihr?" "Ach ja". Gaby räusperte sich und fuhr mit Grabesstimme fort: "Sie wird nämlich bedroht."
"Was? Wieso bedroht?" murmelte Kloß, während ihm Schokoladensaft aus dem Mundwinkel tropfte. "Sie soll ihre Wohnung räumen, weil sie seit zwei Jahren keine Miete mehr bezahlt hat". "Unverschämtheit! Wie kommt der Vermieter darauf, dass Gerda nicht bezahlt hat?", fragte Tim.
"Weil es so ist" entgegnete Gaby. "Der Vermieter, ein Herr Wuchpreisinger, ist ihr unsympathisch. Sie ist der festen Überzeugung, dass er ein Verbrecher ist, und so einen Kerl darf man nicht auch noch unterstützen". "Verständlich" meinte Karl. "Hmmm…Wuchpreisinger. Vorname Willibald, von Beruf Architekt, 52 Jahre alt. Inhaber der Bruchbarack-Wohnungsbaugesellschaft. Keine Vorstrafen, die Mieten entsprechen dem hiesigen Mietspiegel, seine Wohnungen sind immer in gutem Zustand und er gilt als sehr kulant bei Mietforderungen. Unser Verdächtiger hat eine blütenreine Weste".
"Aha! Merkt ihr denn nichts? Der Kerl ist aalglatt, der hat was zu verbergen. Wir müssen Gerda unbedingt helfen! Am besten, wir beschatten ihn. Karl, wo wohnt der Kerl?" "In der Protzstrasse 3, sein Büro ist in der Schattenlumpstrasse 7." "Na dann ist ja alles klar. Ja, so ist es!" "Häh?" fragte Kloß. "Mir ist überhaupt nichts klar, kein Wunder, das Nachdenken strengt an, ich muss dringend eine Tafel Schokolade zu mir nehmen, hahaha!" Kloß watschelte aus dem Raum. "Na los, Häuptling, wieso ist alles klar?" fragte Karl. "Mensch Mainframe, ist doch offensichtlich: Wuchpreisingers Büro ist in der Schattenlumpstrasse 7. Dort ist auch das Vertriebsbüro der Spedition Schmuggelgut."
"Ja, und…? Ich kann Dir nicht ganz folgen, mein Gebieter" meinte Gaby. "Ja, schon klar Pfote, das hätte ich jetzt auch nicht erwartet. Karl, erklär es ihr." "Jawoll! Also, es ist so: Die Spedition Schmuggelgut arbeitet unter anderem für die Tischlerei Sargnagel, die kleine Holzbretter für den Flughafen unserer Millionenstadt herstellt. Also fahren die Wagen der Spedition Schmuggelgut mindestens dreimal täglich zum Flughafen." "Bitte?", fragte Kloß, "das ist doch kein Verbrechen. Ich kapier das nicht, obwohl ich grad eine Tafel Schokolade verzehrt habe." "Dass Du das nicht schnallst, war ja klar", meinte Tim. "Sogar Gaby hat das mittlerweile kapiert, nicht wahr, Pfote?" "Na klar", meinte Gaby. "Auf dem Flughafen landet dreimal täglich ein Linienflug aus Drogistan, das weiss ich von meinem Pappi." "Gut, Pfote", meinte Tim. "Also ist es sonneklar, dass Wuchpreisinger Geldwäsche für die drogistanische Drogenmafia betreibt, klar Kloß? Los Freunde, auf zum Flughafen!" Die vier sprangen auf und verliessen die Wohnung.
Draussen im Treppenhaus wankte ein langhaariger Mann mit drei vollen Einkaufstüten die Treppe hinauf. Tim kannte ihn, es war Hans Hasslebe aus dem fünften Stock. Tim hatte ihn schon längere Zeit im Auge, da Hasslebe trotz seiner langen Haare offenbar einer geregelten Arbeit nachging. Dazu kam noch, dass Hasslebe einen Computer mit Internetanschluss hatte, dessen webmail-Account verdächtigerweise mit einem Passwort geschützt war.
Das hatte Tim festgestellt, als er während Hasslebes Abwesenheit dessen Wohnung durchsucht hatte. Er war davon überzeugt, das Hasslebe krumme Touren abzog. Und außerdem hatte er vor zwei Monaten Gaby angelächelt. "Aus dem Weg Hasslebe, wir habens eilig!", rief Tim und stiess Hasslebe zur Seite. Hasslebe verlor das Gleichgewicht, torkelte gegen Kloß und stürzte die Treppe hinunter. "Willy! ist Dir was passiert?" kreischte Gaby entsetzt auf. "Ich hab nen Kratzer abgekriegt", jammerte Kloß. "Ich brauch dringend eine Tafel Vollmich-Nuss, um den Blutverlust zu kompensieren(auszugleichen)"
"Alles klar, unserem Moppel gehts blendend", merkte Tim an. "Und jetzt schnapp ich mir Hasslebe. Das war doch Absicht!" Hasslebe saß stöhnend auf dem unteren Treppenabsatz und hielt sich das linke Knie. "Steh auf Du Halunke", rief Tim. Er sprang die Treppe hinunter, schlug dabei einen Salto, landete, packte Hasslebe am Kragen und zog ihn hoch. Hasslebe schrie vor Schmerzen auf. "Schnauze Du Jammerlappen, sonst fliegst Du nochmal. Und jetzt entschuldigst Du Dich bei Kloß, dann sehen wir vielleicht von einer Anzeige ab!" "Was? Wie? Ich wollte doch gar nicht…Du hast mich doch gestoßen!" "Pass bloß auf, Freundchen. Ich bin ein sanftmütiger Mensch, aber wenn Du uns nochmal aufhältst, setzt es eine Tracht Prügel."
Tim ließ Hasslebe fallen. "Kommt Freunde! Willy! Lass die Schokoladencreme liegen!" Kloß hatte sich über eine aufgeplatzte Dose mit Schokoladencreme hergemacht, deren Inhalt sich über die Treppenstufen ergossen hatte. Er wischte sich den Mund mit den Händen ab und streifte die Hände an seinem Hemd ab. "Danke für die Creme, Hasslebe. Mokka ist zwar nicht ganz mein Geschmack, aber das war ja wohl das mindeste. Auch wenn die doch sehr nach Treppenhaus schmeckte. Hier muss mal wieder gewischt werden. Wer ist denn dafür zuständig?" "Willy! Du vergesslicher Trottel, ich hab Dir sechsmal gesagt, dass Du diese Woche mit Wischen dranwarst", blaffte Tim. "Achja? Naja, kann sein, das mach ich noch" meinte Kloß gleichmütig. "Klar, und am Ende muss ich Gaby wieder dazu bringen, die Arbeit zu erledigen. Aber jetzt los!"