Kurz vor der U-Bahnstation hörte Tim, wie sich die U-Bahn näherte. "Auf Freunde, die kriegen wir noch, es sind nur zweihundert Meter bis zur Bahn!" Er sprintete los und stand nach 18,2 Sekunden am Bahnsteig, aber es war zu spät, er sah die U-Bahn gerade noch im Tunnel verschwinden. Naja, Pech gehabt dachte er, und wartete auf seine Freunde. Gaby kam als erste die Treppe heruntergeschwebt, anmutig und grazil wie immer, gefolgt von Karl im wehenden Ledermantel. Geraume Zeit später kam Kloß die Treppe heruntergetaumelt, die Jacke des Traingsanzuges über dem Arm, schweratmend setzte er sich auf die Bank. Aber auch Karl sah erschöpft aus, seine Dreadlocks hingen ihm ins Gesicht, er atmete schwer. Sogar Gabi wirkte so, als ob sie sich übermäßig angestrengt hätte, ihr Tank-Top war ein wenig hochgerutscht, was Tim verlegen machte. "Mensch Leute, was ist denn los? Dass Kloß unsportlich ist, ist ja bekannt, aber Karl, Gaby, von euch hätte ich mehr erwartet, die paar Meter."
"Ähem, Tim" melde Karl sich, "Du bist so schnell abgezischt, dass du uns nicht mehr gehört hast. Es war so, dass sich da im Gebüsch ein Eichhörnchen den Fuss gestoßen hatte, da musste Gaby helfen, und da das ja eine unsichere Gegend ist, habe ich sie ins Gebüsch begleitet, um beim… Einrenken zu helfen." "Genauso war es", stimmte Gaby zu, "das war eine schnelle Nummer, ein wenig hektisch, aber mir macht es Spass zu helfen, das weisst du doch". Sie klimperte mit den Wimpern, Karl lächelte. "Na dann ist ja alles in Butter", merkte Tim an, "aber jetzt kommt Freunde, die U-Bahn kommt."
Sie stiegen ein, Tim setzte sich neben Gaby, Kloß und Karl gegenüber. Karl zog sein Smartphone aus der Tasche und zeigte es Kloß, der darauf herumpatschte und kicherte: "Mann, das Tierchen hat ja echt einen buschigen Schwanz, schön dass Gaby so sachkundig zupacken kann."
"Lass mich auch mal sehen", forderte Tim. "Ah, das ist gerade schlecht, der Akku ist fast alle." Tim wurde langsam ungeduldig, er war der Chef, er war Gabys Freund, er war… "Schatzi, dein Schnurrbart sträubt sich, sei doch nicht beleidigt, hier, Karl hat mir die Bilder per Buetooth zugespielt." Gaby reichte Tim ihr PinkPhone, wo zu sehen war, wie sie dem Eichhörnchen sachkundig den Fuss behandelte.
Wieder einmal war Tim sehr stolz auf seine Freundin.
Die Bahn fuhr in die Station Öder Leerplatz ein, hier mussten Tim und Kloß in die Tram umsteigen, Gaby und Karl mussten weiter, sie wohnten zufällig in derselben Straße. "Also", sagte Kloß kauend, "wie geht es jetzt weiter?" "Mit Wuchpreisinger? Keine Ahnung, dem Kerl müssen wir doch irgendwas nachweisen können, ich bin da fast ein wenig überfordert. Ich denke aber, dass wir in seinem Büro einiges an Beweisen finden werden. Und jetzt müssen wir aussteigen."
Sie stiegen aus, Kloß nahm wie immer den Lift. Tim brachte noch den Müll von Oma Liebke raus, wienerte noch sein Fahrrad und spurtete nach oben, wo er knapp vor dem Lift ankam.