Tim lief im lockeren Trablauf die Treppe zu der Altbauwohnung im vierten Stock, Haus Nummer 42, Heldengasse, hoch, die er zusammen mit seinem Freund Willy, genannt Kloß, bewohnte. Tim war zwanzig Jahre und ein paar Monate alt, war immer braungebrannt und ein toller Sportler, der sich mit Judo, Kung Fu, Tai-Chi, Jiu-Jitsu, Taekwon-Do, Karate, Thai-Boxen, Ringkampf, Leichtathletik, Schwimmen, Volleyball, Handball, Basketball, Baseball, Radrennfahren. Biathon, Triathlon, Marathon, Gewichtheben und Step-Aerobic fit hielt. Er studierte an der Universität der Millionenstadt im dritten Semester Jura, Mathematik, Politikwissenschaften und Sport und war 1. Vorsitzender des AStA und des StuPa. Sein Freund Kloß studierte an derselben Uni im 5. Semester Betriebswirtschaft, da er irgendwann die Schokoladenfabrik seines Vaters, des Schokoladenfabrikanten Sauerlich erben sollte. Kloß hatte zwei Semester vor Tim mit dem Studium angefangen, da er wegen Übergewicht für untauglich zum Wehrdienst befunden wurde. Tim hingegen hatte seine staatsbürgerlichen Pflichten ernstgenommen und seinen Wehrdienst absolviert.
Tim öffnete die Tür zu seiner Studentenbude, trug die vier Einkaufstaschen in die Küche – und erstarrte. Die Küche, die er morgens um vier, kurz bevor er zu seinem Nebenjob als Bodyguard ging, auf Hochglanz poliert hatte, bot einen chaotischen Anblick: In der Spüle und auf dem Tisch standen fünf leere Becher, einer davon war umgekippt und hatte auf der frisch gewaschenen Tischdecke einen riesigen braunen Fleck hinterlassen, Kakao, wie Tim messerscharf folgerte. In dem Kakaosee schwammen Brotkrümel, auch der Fußboden war übersät mit Krümeln und braunen Flecken. Ursprung der ominösen (seltsamen) Flecken war offenbar ein leergekratztes Glas Schokocreme, dass jemand achtlos auf einen Haufen Silberpapier geworfen hatte. Tim wusste genau, wer der Urheber dieser Unordnung war: „Kloß!!!“
Wütend stürmte Tim in das Zimmer, das sein fetter Freund bewohnte. Kloß lag schnarchend im Bett, umgeben von Schokoladenpapier. „Wach auf“, sagte Tim, packte Kloß und zerrte ihn aus dem Bett. Eigentlich verabscheute Tim Gewalt, aber bei Unordnung fand seine Toleranz ihre Grenzen. „Was’n los?“ murmelte Kloß. „Das Chaos in der Küche ist los!“ „Ach ja, das wollte ich noch aufräumen, bevor Du wieder nach Hause kommst. Wieso bist Du eigentlich schon da?“ „Schon? Es ist 17:54. Warst Du etwa schon wieder nicht in der Vorlesung? Mensch Willy, Du bist jetzt schon seit fünf Semestern dabei und hast nicht einen Schein.“ „Jaja“, sagte Kloß genervt. Das war sein wunder Punkt. Während seine Freunde alle ihrem Studienplan weit voraus waren, hatte er es einfach nicht gepackt, obwohl Tim, Karl und Gaby ihm Nachhilfe gaben und er sich um die Finanzierung seines Studiums keine Sorgen machen musste. Sein Vater unterstütze ihn großzügig und finanzierte auch die schicke Wohnung, die er zusammen mit Tim bewohnte. „Na gut“, seufze Kloß, „dann räum ich halt auf. Hilfst Du mir?“ Tims Zorn verrauchte, er konnte seinem dicken, minderwertigen Freund einfach nicht lange böse sein. Gemeinsam räumten sie die Küche auf. Als sie um 18:32 fertig waren, läutete es an der Tür. „Ah, das ist Pfote“, sagte Tim und lief die vier Stockwerke zur Tür in 2,3 Sekunden runter. Er öffnete die Tür, schloss seine Freundin in die Arme und gab ihr einen Kuss.
Tim und Gaby waren seit sieben Jahren zusammen, wohnten aber nicht zusammen, da das unmoralisch war. Sie wollten mit dem Zusammenziehen bis zu ihrer Hochzeit warten. Und mit der anderen Sache auch. Gaby hatte goldblonde Haare und blaue Augen mit langen dunklen Wimpern. Von vielen wurde Gaby als die hübscheste Frau an der ganzen Uni betrachtet. Viele Kommilitonen und sogar einige Dozenten hatten versucht, mit ihr anzubändeln, das Ganze hatte ein Ende gefunden als Tim einen von Gabys Verehrern dabei erwischte, wie er eine grüne Flasche in den Weißglascontainer entsorgen wollte und den Kerl zurechtwies. Als dieser ihm blöd kam, schlug er ihn krankenhausreif.
Eigentlich verabscheute er Gewalt, aber bei Umweltsündern, die seine Freundin anbaggerten, kannte er keine Gnade. Dafür erhielt Tarzan eine Belobigung vom Kanzler der Uni und vom Bürgermeister der Stadt, zudem wurde er einstimmig zum Leiter des AStA-Referates für Altglasentsorgung bestimmt.
Gaby studierte auch an der Uni, und zwar Tiermedizin. Sie war, genau wie Tim, im dritten Semester, sie hatte nach dem Abitur ein FSJ(Freiwilliges soziales Jahr) im Tierheim absolviert. Sie liebte Tiere über alles, daher auch der Spitzname „Pfote“. An der Uni war sie erste Vorsitzende des Referates für Tierschutz und leitete die Hochschulschwimmgruppe. Sie wohnte in einer kleinen Wohnung in der Nähe, die sie mit Nebenjobs im Krankenhaus, im Tierheim, als Model für Hundefutterreklame und im Zoo finanzierte. „Schön dass Du da bist“, sagte Tim. Manchmal konnte er Gaby nicht anschauen, so hübsch war sie. Auch jetzt spürte er, wie er erötete. „Karl kommt auch gleich“, sagte er, um rasch das Thema zu wechseln. Da bog Karl auch schon mit seinem Bike um die Ecke.