"Nun beruhig Dich, Paul" beschwichtigte Kommissar Glockner. "Tim hat das Herz am rechten Fleck. Erinnerst Du Dich nicht an seine Belobigung, als er letztes Jahr diesen illegalen Flohmarkt im katholischen Kindergarten hochnahm? Oder seine Auszeichnung vom Bürgermeister, als er mit seinen Kumpels vom Karateverein den Stadtpark von Pennern gereinigt hat?" "Und der Notfallambulanz einen hektischen Tag beschert hat, hahahahaaaaa" warf Kloß ein.
"Klappe" raunzte Tim. "Ja, schön und gut" räumte Pingelig ein, "Recht und Ordnung, sichere Innenstadt. Aber die Gewalt, die zahlreichen Rechtsverstöße. Wenn einer von uns auch nur ansatzweise so ein Verhalten an den Tag legen würde, wäre er im Handumdrehen suspendiert, danach degradiert und würde den Rest seiner Tage als Straßenkehrer verbringen." "Tja, aber ich bin kein Polizeibeamter und bin deswegen auch nicht an Ihre viel zu restriktiven Vorschriften gebunden", triumphierte Tim. "Und die Gewalt? Pfff, beim Hobeln fallen nun einmal Späne." "Vorsicht Herr Carsten. Auch wenn Sie kein Polizist sind, so sind Sie doch an die geltenden Gesetze gebunden." "Das glauben Sie vielleicht, Herr Pingelig" entgegnete Tim. "Ähem, Häuptling?" mischte Karl sich ein, "der Kommissar hat recht. Auch für Nicht-Polizisten gelten die Gesetze". "Ja Karl, Du hast recht", "aber wir befolgen die Gesetze ja auch, stehen für Law und Order und kämpfen unentwegt gegen die Mächte des Bösen. Und wenn wir hin und wieder die Gesetze leicht übertreten, so geschieht es für die gute Sache, und wie Du dich sicher erinnerst, habe ich beim Dekan eine Petition eingereicht, die die Wiedereinführung der Prügelstrafe für Rauchen auf dem Campus zum Ziel hat. Aber wir schweifen ab. Herr Pingelig, wer war denn das Ziel Ihrer Aktion?"
"Was?" Pingelig schreckte aus seinem Halbschlaf auf. "Ähja, das war Detlef Drogowski, aber der hat sich mittlerweile aus dem Staub gemacht." Tim ließ seinen Blick über die Halle schweifen. Ganz am Ende der Halle schlenderte ein Mann zum Ausgang.
Er trug eine schäbige Jacke, hatte fettiges Haar und trug eine Reisetasche. "Merkwürdig", dachte Tim. "Wieso hat so ein abgerissener Typ eine Reisetasche?" Plötzlich durchfuhr ihn die Erleuchtung. Er sprintete lautlos auf den Mann zu, bremste ab und schlich sich an, bis er dicht hinter ihm ging. Dann schrie er ihm ins Ohr: "Hey, Drogowski!" Der Mann zuckte zusammen, das war der Beweis! Tim trat dem Dealer in die Kniekehlen, aber der Mann wich aus! Er wirbelte herum und trat in Richtung Tims Gesicht. Tim machte einen Salto rückwärts, Drowowski griff in seine Tasche und zog eine abgesägte Pump-Action heraus. Diese richtete er aus einer Entfernung von einem Meter auf Tim und drückte ab. Ein lauter Knall ertönte, Tim spürte, wie die Schrotkugeln um ihn herumflogen ohne zu treffen. Drogowski starrte ihn ungläubig an und wollte noch einmal schießen. Doch Tim zog geistesgenwärtig eine Eisenstange, die er beim Prischen zufällig auf dem Hallenboden gefunden hatte, aus der Tasche seiner Stonewashed Jeans und rammte sie in den Lauf des Gewehrs.
Drogowski drückte ab, ein lautes "Klack!" ertönte. Tim entriß Drogowski das Gewehr, zog die Stange heraus und richtete die Waffe auf Drogowski. "Junge, Du wirst doch nicht auf mich schießen?" "Richtig, Du Lump", entgegnete Tim trocken und legte Drogowski mit einem gekonnten Judogriff aufs Kreuz. Die Polizisten kamen angelaufen, Tim hörte Glockner etwas murmeln, das wie "Mist, nicht mal ’n Kratzer" klang. Er räusperte sich und sagte dann lauter: "Mensch Tim, das war sehr unvorsichtig von Dir". Drogowski wurde abgeführt, zum Glück war niemand durch die Schrotkugeln verletzt worden, die alle rein zufällig in einen Baum im Zentrum der Halle eingeschlagen waren. "Sie Baumquäler" kreischte Gaby.
Drogowski wurde abgeführt, Kommissar Pingelig kam freudestrahlend auf Tim zu: "Großartig gemacht, Herr Carsten. Jetzt sehe ich ein, dass ich im Unrecht war. Vertragen wir uns?" Er streckte Tim die Hand entgegen, Tim schüttelte sie und meinte "Schon gut, Herr Kommissar, Einsicht ist immer zu Begrüßen, auch wenn sie spät kommt" Ein Mann kam auf Tim zugelaufen. "Hey, Old Boy!"
Tim erkannte ihn, es war Captain Miller, sein Instruktor vom Astronautentraining. TKKG hatte vor zwei Jahren eine Einladung für zwei Wochen Spacecamp von der NASA erhalten, da Tim während eines USA-Aufenthaltes eine Verschwörung des internationalen Büroklammerkartells aufgedeckt hatte.
Das Training war toll gewesen, Tim war Gruppenbester geworden, Karl wurde zum ‚Sexiest Geek alive‘ gekürt und Gaby hatte die Wahl zur Miss Spacecamp gewonnen. Nur Kloß hatte es nicht so gut: In der ersten Lektion in Astronomie war er mit Nasenbluten zusammengebrochen und kurz nach dem Beginn des ersten Fitnesstrainings musste er mit einem Kreislaufzusammenbruch in die Notaufnahme eingeliefert werden.
"Mensch Jim" rief Tim erfreut. Sie schüttelten sich die Hände. "Was machen Sie denn hier?" "Ich bin doch bei der DEA(amerikanische Drogenfahndungsbehörde) und wir sind einer heissen Sache auf der Spur. Es geht um die drogistanische Drogenmafia" "Na so ein Zufall!" rief Kloß, "da sind wir auch introv… indrok…irond…". "Das heisst involviert Du Schokohirn" zischte Tim. "Stimmmt", gab Kloß zu, "nicht dass mit dem Schokohirn, wogegen ich mich verwahre, sondern das Wort. Na kein Wunder, ich kann vor lauter Hunger kaum denken, ich brauche dringend eine Tafel Nougat-Vanille, haaaahaaahaaaaa!"
"Och Mensch Willy" seufzte Gaby. "Dein Freund ist sonderbar, boy" meinte Jim. "Ach, einfach ignorieren" meinte Tim achselzuckend. Er berichtete Jim von ihren bisherigen Ermittlungserfolgen und erwähnte Drogowski. "Drogowski?" Jim schreckte auf. "Dem Kerl sind wir seit Jahren auf der Spur. Old Boy, das hast Du gut gemacht. Ich werde Dich für die Medal of Honor vorschlagen." "Das war doch meine Pflicht als Staatsbürger" entgegnete Tim bescheiden. "OK. Und was ist mit diesem anderen Mann, diesem Wuchpreisinger?" "Das ist ja das tolle Jim, es passt alles zusammen!" Tim fasst kurz zusammen, wie sie Wuchpreisinger auf die Schliche gekommen waren. Jim war beeindruckt und meinte: "Die Maschine aus Drogistan landet in fünf Minuten, wir müssen uns beeilen!" "Hä? Wieso?" Kloß war verwirrt.
"Damit die Dealer ihr Teufelszeug nicht entsorgen können" fuhr Tim ihn an. "Wie, entsorgen? Wie kann man etwas im Innern eines Flugzeugs entsorgen? Die Dealer, angenommen, es sind wirklich Dealer im Flugzeug, werden erst etwas bemerken können, wenn die Maschine am Boden ist. Und dann ist es zu spät, dann können sie das Zeug nicht mehr von Bord schaffen. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass die Drogen wegen der Sicherheitskontrollen im Gepäck versteckt sind. Also können die Gauner eh nicht an ihre Ware ran. Puuh, was für ein Vortrag. Ich brauch dringend was zu Essen." "Bist Du endlich fertig mit Deinem bescheuerten Geschwafel?" Tim war sichtlich genervt. "Es geht um Gerda, da können wir keine Hypothesen aufstellen, wir müssen handeln. Los jetzt!"